Sprachentwicklungsstörung (SES)
Definition
Von einer Sprachentwicklungsstörung spricht man, wenn ein Kind seine sprachlichen Fähigkeiten nicht altersgerecht entwickeln kann.
Dabei kann die Störung alle Bereiche des Sprachsystems umfassen:
- die Aussprache,
- den Wortschatz und
- die Grammatik.
Störungen in diesen Bereichen ziehen oftmals eine eingeschränkte Kommunikationsfähigkeit nach sich. So haben Zuhörende häufig Probleme, die Erzählungen betroffener Kinder zu verstehen.
Umgekehrt haben Betroffene oft Probleme beim Sprachverständnis. Neben dem Verstehen und Sprechen einer Sprache kann auch der Schriftspracherwerb erschwert sein.
^Symptome
Die Symptome einer Sprachentwicklungsstörung sind in der folgenden Abbildung beispielhaft dargestellt:
Sprachentwicklungsstörung | ||||
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Alle Bereiche des Sprachsystems können betroffen sein |
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Störung der Aussprache | Störung des Wortschatzes | Störung der Grammatik | ||
Symptome
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SymptomeUnbekannte Wörter werden
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Symptome
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Störungen in diesen Bereichen ziehen oftmals eine eingeschränkte Kommunikationsfähigkeit nach sich |
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Störung des Sprachgebrauchs | Störung des Sprachverständnisses | Lese- und Rechtschreibstörung | ||
SymptomeProbleme als Zuhörender die Erzählungen des betroffenen Kindes zu verstehen aufgrund
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SymptomeDas betroffene Kind reagiert unangemessen auf sprachliche Aufträge Vorsicht: Eltern deuten das unangemessene Verhalten des Kindes oft als Verweigerung |
Symptome
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Eigene Darstellung |
^Ursachen
Im Hinblick auf die Ursachen kann man grundsätzlich zwischen physiologischen und psycho-sozialen Faktoren unterscheiden.
Beispiele für physiologische Ursachen einer SES sind:
- Fehlbildungen der Sprechwerkzeuge,
- Hirnorganische Störungen,
- Hörstörungen.
Mit psycho-sozial ist die enge Verbindung von sozialen Bedingungen und psychischem Erleben und Verhalten gemeint. So können sich folgende Lebensbedingungen negativ auf die Sprachentwicklung eines Kindes auswirken:
- Ein eingeschränkter kinderunfreundlicher Lebensraum,
- ein Freizeitverhalten, das durch vermehrten passiven Konsum gekennzeichnet ist,
- eine hohe Arbeitslosenquote.
^Therapie
Für eine Erstvorstellung bei Fachleuten aus dem medizinisch-sprachtherapeutischen Bereich gilt als Faustregel das Alter von ca. 4 Jahren. Wenn das Kind allerdings auffallend anders als gleichaltrige Kinder sprechen sollte, kann ein Förderbedarf bereits vor dem 4. Lebensjahr bestehen.
In der Sprachtherapie wird zunächst ermittelt, inwieweit die sprachlichen Fähigkeiten in den oben beschriebenen Bereichen entwickelt sind und welche Schwierigkeiten bestehen.
Anschließend wird auf Basis des individuellen Entwicklungsstandes des Kindes ein Therapieplan erstellt mit dem wesentlichen Ziel, die Defizite in den betroffenen sprachlichen Bereichen abzubauen.
^Literatur
Bücher
- Grohnfeldt, M. (2001): Lehrbuch der Sprachheilpädagogik und Logopädie, Band 2 – Erscheinungsformen und Störungsbilder
- Siegmüller, J. und Bartels, H. (2006): Leitfaden – Sprache, Sprechen, Stimme, Schlucken
Broschüre
- Angelika Schindler (2005): Störungen des Spracherwerbs – eine Informationsbroschüre der Deutsche Gesellschaft für Sprachheilpädagogik (dgs)