HÖRSTÖRUNGEN BEI KINDERN

EINFÜHRUNG

EINFLUSS DES HÖRVERMÖGENS AUF DIE SPRACHENTWICKLUNG

Eine gute Hörfähigkeit ist eine wichtige Voraussetzung für den Lautspracherwerb. Insofern führen Beeinträchtigungen des Hörvermögens in der Regel zu Sprachstörungen.

Die Entwicklung beginnt schon vor der Geburt im Mutterleib mit der Aufnahme sog. prosodischer Sprachmerkmale.

Bereits nach wenigen Monaten nach der Geburt passt sich die auditive Aufnahme von Sprachlauten an die Umgebungssprache an und ist demnach entscheidend für die Qualität und Form späterer Lautsprachenkompetenz.

DEFINITION

PERIPHERE HÖRSTÖRUNGEN

Das Ohr besteht grundsätzlich aus drei Bereichen: Außen-, Mittel- und Innenohr. Im Hinblick auf den Beeinträchtigungsort lassen sich periphere Hörstörungen mindestens in zwei Unterkategorien einteilen, nämlich in Schallleitungsschwerhörigkeit und Schallempfindungs-schwerhörigkeit. Allerdings ist darauf hinzuweisen, dass beide Störungen auch gleichzeitig auftreten können (kombinierte Schwerhörigkeit). Die folgende Abbildung gibt einen Überblick über die zwei wesentlichen peripheren Hörstörungen.

  Schallleitungsschwerhörigkeit Schallempfindungsschwerhörigkeit
Betroffene Bereiche Außen- und Mittelohr Innenohr
Art der Störung Empfindlichkeitsverlust:
Schall wird leiser gehört oder gar nicht.
Empfindlichkeits- und Qualitätsverlust:
Schall wird leise und verzerrt gehört.
Ursachen
  • Ohrenschmalzpfropf;
  • Narben, Erguss oder Entzündung im Mittelohr;
  • Trommelfellzerreißung;
  • Otosklerose; etc.
  • Genetisch bedingt;
  • Innenohrentzündung;
  • Infektionskrankheiten (z.B. Tuberkulose);
  • Schädeltrauma;
  • Hörsturz; etc.
Heilbarkeit Heilbar: entweder durch spontanes Verschwinden oder durch medizinische Behandlung; mit Hörgeräten meistens gut kompensier- oder korrigierbar Bedingt heilbar: medizinisch kaum behandelbar, Ausnahmen z.B. bei Infusionstherapien nach einem Hörsturz; mit Hörgeräten bedingt kompensierbar
[Eigene Darstellung]

1. Schallleitungsschwerhörigkeit

Betroffene Bereiche: Außen- und Mittelohr

Art der Störung: Empfindlichkeitsverlust – Schall wird leiser gehört oder gar nicht.

Ursachen:

  • Ohrenschmalzpfropf;
  • Narben, Erguss oder Entzündung im Mittelohr;
  • Trommelfellzerreißung;
  • Otosklerose; etc.

Heilbarkeit:
Heilbar: entweder durch spontanes Verschwinden oder durch medizinische Behandlung; mit Hörgeräten meistens gut kompensier- oder korrigierbar

2. Schallempfindungsschwerhörigkeit

Betroffene Bereiche: Innenohr

Art der Störung: Empfindlichkeits- und Qualitätsverlust – Schall wird leise und verzerrt gehört.

Ursachen:

  • Genetisch bedingt;
  • Innenohrentzündung;
  • Infektionskrankheiten (z.B. Tuberkulose);
  • Schädeltrauma;
  • Hörsturz; etc.

Heilbarkeit:
Bedingt heilbar: medizinisch kaum behandelbar, Ausnahmen z.B. bei Infusionstherapien nach einem Hörsturz; mit Hörgeräten bedingt kompensierbar

[Eigene Darstellung]

ZENTRALE HÖRSTÖRUNGEN

Auch bei intaktem peripherem Hörvermögen kann es dennoch zu Hörstörungen kommen. In solchen Fällen handelt es sich um eine zentrale Hörstörung (ZAVS – zentrale auditive Verarbeitungsstörung).

Die Weiterleitung von Sprache und Geräuschen vom Ohr zum Hörzentrum in der Hirnrinde ist beeinträchtigt. Betroffene mit dieser Erscheinung haben Probleme beim Zuhören, beim Verstehen und Wahrnehmen von auditiven Informationen.

SYMPTOME PERIPHERER UND ZENTRALER HÖRSTÖRUNGEN

Einschränkungen im peripheren und zentralen Teil des Ohres können, wie in der folgenden Abbildung ersichtlich, zu Störungen in der Lautsprache, Schriftsprache und im Verhalten nach sich ziehen.

Störungen in der Lautsprache

  • Dysgrammatismus
  • Geringer wsortschatz
  • Wortfindungsschwäche
  • Artikulationsstörungen
  • Verspäteter Sprachbeginn
  • etc.

Störungen in der Schriftsprache

  • Wortstellung
  • Auslassung / Verwechslung von Wortenden oder Konsonantenhäufungen
  • Verwechslung von Vokalen und Konsonanten
  • etc.

Verhaltensstörungen

  • Ablenkbarkeit
  • Unaufmerksamkeit
  • Undiszipliniertheit
  • Aggressivität
  • etc.

THERAPIE

FÖRDERUNG DER SPRACHENTWICKLUNG BEI HÖRSTÖRUNGEN UNABDINGBAR

Hörstörungen sind aufgrund ihrer Auswirkungen auf die Entwicklung eines Kindes auf sprachlicher, intellektueller, sozialer und emotionaler Ebene sehr ernst zu nehmende Beeinträchtigungen.

„Je länger eine Schädigung des Gehörs bei Säuglingen oder Kleinkindern unentdeckt und unbehandelt bleibt, desto gravierender wirkt sie sich aus. Bei frühzeitiger Erfassung, bei angemessener medizinischer und technischer Versorgung und bei qualifizierter fachpädagogischer Förderung können hörbeeinträchtigte Kinder heutzutage jedoch in die Lage versetzt werden, ihr eigenes Sprechen über das Ohr kontrollieren zu lernen und eine nahezu natürliche Sprachentwicklung zu durchlaufen.“
(Dr. Hajo H. Frerichs)

LITERATUR

BÜCHER

  • Grohnfeldt, M. (2001): Lehrbuch der Sprachheilpädagogik und Logopädie, Band 2 – Erscheinungsformen und Störungsbilder
  • Siegmüller, J. und Bartels, H. (2006): Leitfaden – Sprache, Sprechen, Stimme, Schlucken
  • Wirth, G. (2000): Sprachstörungen, Sprechstörungen, Kindliche Hörstörungen – Lehrbuch für Ärzte, Logopäden und Sprachheiltherapeuten

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