LESE- UND RECHTSCHREIBSCHWÄCHE ­(LEGASTHENIE)

DEFINITION

Unter der LRS versteht man eine massive und lang andauernde Störung des Schriftsprachenerwerbs. Die betroffenen Personen haben Probleme mit der Umsetzung der gesprochenen in die geschriebenen Sprache und umgekehrt. Unter ihnen sind weniger begabte Kinder ebenso wie normal- und überdurchschnittlich begabte.

URSACHEN

Die Ursachen der LRS sind weitgehend ungeklärt.

Erklärungsmodelle stellen verschiedene Faktoren in den Vordergrund. Die folgende Abbildung soll das komplexe Zusammenwirken der verschiedenen Faktoren veranschaulichen.

  Verbindungen "Genetische Disposition zur Mittelspalte Innere Anlagen Verbindungen Mittelspalte zu LSR LRS

Etwa Beeinträchtigungen des Kurzzeitgedächtnisses und Defizite im Lernverhalten können Aufmerksamkeits- und Merkfähigkeitsprobleme verursachen

Genetische
Dispositionen
Vertikaler Verbindungsstrich

LRS treten in einigen Familien häufiger auf

Störungen der auditiven Wahrnehmung

Betroffene haben beispielsweise Probleme, den einzelnen Buchstaben die entsprechenden Laute und umgekehrt den Lauten die Buchstaben zuzuordnen.

Verbindung rauf und runter
Störungen der visuellen Wahrnehmung

Augenbewegungen leseschwacher Kinder beim Lesen unterscheiden sich deutlich von denen guter Leser. Sie haben Schwierigkeiten Gesehenes zu erkennen und auseinander zu halten.

Vertikaler Verbindungsstrich
Umweltfaktoren
   

Der Schriftspracherwerb kann etwa durch mangelnde Unterstützung des Lernens im Elternhaus und schlechte Lernbedingungen in der Schule erschwert werden.

 
[Eigene Darstellung]

1. Genetische Dispositionen – LRS treten in einigen Familien häufiger auf

2. Innere Anlagen – Etwa Beeinträchtigungen des Kurzzeitgedächtnisses und Defizite im Lernverhalten können Aufmerksamkeits- und Merkfähigkeitsprobleme verursachen

3.  Störungen der auditiven Wahrnehmung – Betroffene haben beispielsweise Probleme, den einzelnen Buchstaben die entsprechenden Laute und umgekehrt den Lauten die Buchstaben zuzuordnen.

4. Störungen der visuellen Wahrnehmung – Augenbewegungen leseschwacher Kinder beim Lesen unterscheiden sich deutlich von denen guter Leser. Sie haben Schwierigkeiten Gesehenes zu erkennen und auseinander zu halten.

5. Umweltfaktoren – Der Schriftspracherwerb kann etwa durch mangelnde Unterstützung des Lernens im Elternhaus und schlechte Lernbedingungen in der Schule erschwert werden.

Der Einfluss von familiären und soziokulturellen Faktoren auf die Lese- und Rechtschreibfähigkeit wird nach heutigem Forschungsstand als eher gering eingeschätzt.
So können beispielsweise Erziehungsschwierigkeiten, ungelöste Konflikte oder eine unzureichende Förderung den Verlauf der LRS als Verstärker zwar beeinflussen, diese selbst aber nicht verursachen.

SYMPTOME

Die im Folgenden aufgeführten Symptome sind bei Kindern mit einer LRS im Vergleich zu Kindern ohne diese Störung auffallend häufiger und länger andauernd festzustellen.

Die Lesestörung ist insbesondere durch folgende Fehler gekennzeichnet:

  • Auslassen, Ersetzen, Verdrehen oder Hinzufügen von Worten bzw. Wortteilen,
  • Geringe Lesegeschwindigkeit,
  • Startschwierigkeiten beim Vorlesen, langes Zögern oder Verlieren der Zeile im Text,
  • Ungenaues Phrasieren,
  • Vertauschen von Wörtern im Satz oder von Buchstaben innerhalb der Wörter.

Dazu kommen Defizite im Leseverständnis:

  • Schwierigkeiten, Gelesenes wiederzugeben,
  • Aus dem Gelesenen Schlüsse zu ziehen oder
  • Zusammenhänge daraus zu ersehen.

Ähnlich verhält es sich beim Schreiben. Hier kann es zu folgenden Fehlern kommen:

  • Auffällig viele Rechtschreibfehler,
  • Verwechslung ähnlicher Buchstaben (b/d, ö/ü),
  • Auslassen von Buchstaben, Wortteilen oder Satzteilen,
  • Vertauschung der Reihenfolge von Buchstaben.

Oftmals zeigen sich bei Kindern mit einer LRS Parallelstörungen auf:

  • Rechenschwäche bei bis zu 75 % der betroffenen Kinder,
  • Emotionale Probleme, verbunden mit einem geringen Selbstwertgefühl,
  • Aufmerksamkeitsschwierigkeiten,
  • Hyperaktivität bei bis zu 30 % der betroffenen Kinder.

 

THERAPIE

Die enge Verknüpfung von LRS mit der Sprachentwicklung des Kindes wird hervorgehoben.

Hier kommt einem spezifischen Bereich der auditiven Wahrnehmung, der so genannten phonologischen Bewusstheit, eine wesentliche Bedeutung zu. Darunter versteht man die Fähigkeit eines Menschen, die lautlichen Strukturen der Schriftsprache zu erkennen, und mit den lautlichen Strukturen zu operieren.

Etwa zwei Drittel der Kinder, die später eine Lese-Rechtschreibstörung entwickeln, können bereits im Vorschulalter oder zum Zeitpunkt der Einschulung anhand von Schwächen in der phonologischen Bewusstheit erkannt werden.

Vor diesem Hintergrund ist es wichtig, schon im Vorschulalter über die Messung sprachlicher Entwicklung und der phonologischen Bewusstheit die Risiko-Kinder für LRS herauszufinden und früh, zum Beispiel im Rahmen einer sprachtherapeutischen Behandlung, zu fördern.

LITERATUR

BÜCHER

  • Grohnfeldt, M. (2001): Lehrbuch der Sprachheilpädagogik und Logopädie, Band 2 – Erscheinungsformen und Störungsbilder
  • Siegmüller, J. und Bartels, H. (2006): Leitfaden – Sprache, Sprechen, Stimme, Schlucken

BROSCHÜRE

  • Röhner-Münch, K. (2004): Gestörter Schriftsprachenerwerb – eine Informationsbroschüre der Deutsche Gesellschaft für Sprachheilpädagogik (dgs)