Sprechapraxie

Hintergrundwissen

Nach heutigem Kenntnisstand sind in der linken Gehirnhälfte die zentrale Planung und Programmierung der Sprechbewegungen gespeichert.

Diese Programme kann man sich als fertige Befehlsfolgen vorstellen, die an die verschiedenen Sprechmuskeln weitergegeben werden. Im Ergebnis sorgen sie dafür, dass Lippen, Zunge, Kiefer, Gaumensegel etc. durch ihre Bewegungen verständliche Wörter hervorbringen.

Definition und Abgrenzung

Wenn die zentrale Planung und Programmierung der Sprechbewegungen gestört sind, so spricht man von einer Sprechapraxie.

Die daraus resultierenden Sprechprobleme betroffener Personen können vereinfacht als ein Verlust des Gedächtnisses für die Artikulationsbewegungen von Wörtern oder sogar von einzelnen Lauten umschrieben werden.

Nicht die Wörter selbst gehen verloren, sondern die Erinnerung daran, welche Bewegungen die Sprechorgane ausführen müssen, um die Wörter auszusprechen (Verlust motorischer Routinen).

Demnach sind im Gegensatz zum Störungsbild “Dysarthrie”

  • zum einen die Nerven und Muskeln im Mundbereich, die die Sprechbewegungen ausführen, intakt,
  • zum anderen sind die Sprechfehler inkonstant (ein Laut kann fehlerhaft oder korrekt gebildet werden) und inkonsequent (ein Wort kann zu verschiedenen Zeiten auf unterschiedliche Weise fehlgebildet werden).

^Ursachen und Symptome

Weitere Ursachen können sein

  • Tumore in der linken Gehirnhälfte,
  • Entzündungen im Gehirn,
  • infektiöse Erkrankungen des Gehirns,
  • Vergiftungen,
  • Anfallsleiden.

Einen Überblick über häufige Symptome einer Sprechapraxie gibt die folgende Darstellung:

Verlust des Gedächtnisses für die Artikulationsbewegungen
führen zu folgenden Symptomen.

Sprechbewegungen müssen bewusster geplant werden.

Deutliche Sprechanstrengung aufgrund eines großen Suchverhaltens
nach den richtigen Artikulationsbewegungen

Unterbrechung des Sprechflusses aufgrund

  • Sprechpausen,
  • Fehlversuchen und
  • Neustarts

Einschränkung der Verständlichkeit aufgrund

  • unsystematisch auftretender Lautersetzungen
    (z.B. Kerapie statt Therapie),
  • Lautauslassungen
    (z.B. Krakheit statt Krankheit) und
  • falscher Lautfehlbildungen
    (z.B. ü klingt wie eine Mischung aus ü und i)

Therapie

Für eine Erstvorstellung bei Fachleuten aus dem medizinisch-sprachtherapeutischen Bereich gilt als Faustregel das Alter von ca. 4 Jahren. Wenn das Kind allerdings auffallend anders als gleichaltrige Kinder sprechen sollte, kann ein Förderbedarf bereits vor dem 4. Lebensjahr bestehen.

In der Sprachtherapie wird zunächst ermittelt, inwieweit die sprachlichen Fähigkeiten in den oben beschriebenen Bereichen entwickelt sind und welche Schwierigkeiten bestehen.

Anschließend wird auf Basis des individuellen Entwicklungsstandes des Kindes ein Therapieplan erstellt mit dem wesentlichen Ziel, die Defizite in den betroffenen sprachlichen Bereichen abzubauen.

Literatur

Bücher

  • Grohnfeldt, M. (2001): Lehrbuch der Sprachheilpädagogik und Logopädie, Band 2 – Erscheinungsformen und Störungsbilder
  • Siegmüller, J. und Bartels, H. (2006): Leitfaden – Sprache, Sprechen, Stimme, Schlucken

Broschüre

  • Angelika Schindler (2005): Störungen des Spracherwerbs – eine Informationsbroschüre der Deutsche Gesellschaft für Sprachheilpädagogik (dgs)